Tag drei unseres Aufenthaltes in San Francisco. Was stand heute am Programm? Hm, bis zum Frühstück eigentlich gar nix. Ich bin ja auf so einem Gebiet weitaus entspannter als Herr Friedrich, der für alles und jedes Event eine Excel-Liste anlegt. Mittlerweile ist aber selbst er im Urlaubsmodus und lässt den Tag einfach so auf sich zukommen.
Wir machten uns heute nach dem Frühstück im Hayes Valley Inn auf den Weg zur Saint Marys Cathedral. Ich muss ja zugeben, dass ich nicht unbedingt oberheilig bin, aber so eine neumoderne Kathedrale interessiert selbst mich. Wir stapften den Berg hoch und sahen vom Bergerl in Richtung Castro bzw. Twin Peaks rüber. Eigentlich fiel hier schon die Entscheidung, dass wir heute noch zu Twin Peaks wollen, aber zu diesem Zeitpunkt hat es noch niemand von uns ausgesprochen.
Die Kathedrale! Na bumm – Legolaus hat gleich mal nach seinem Rosenkranz gesucht. Modern, bombastisch, riesig und architektonisch grenzgenial. Mehr kann man zu diesem Bauwerk gar nicht sagen. Nachdem ich alles gesehen habe, habe ich das Bauwerk wieder verlassen. Fritz war verschollen. Ich denke aber, dass er nur noch 10 „Vater Unser“ beten war und dem Herrn gedankt hat, dass er hier mit mir Urlaub machen darf. +gacker+ Egal – ich stand draußen und wartete auf Fritz, bis Joseph zu mir kam. Ein ca. 180cm großer, leicht alkoholisierter und drogenabhängiger Afrikaner, der sagen wir es politisch korrekt, ein leichtes Hygieneproblem hatte. Flüchten oder stehenbleiben? Ich entschied mich für stehenbleiben und ihn ignorieren. Joseph war aber sehr gesprächig, gab mir die Hand (oh no), stellte sich vor und irgendwann tat er mir so leid, dass ich ihm mein ganzes Kleingeld gegeben habe. Ich dachte, dass er sich dann hoffentlich vertschüsst, aber dann wollte er mich umarmen. Eigentlich ja nett, aber das war der Zeitpunkt als ich die Flucht ergriff, um den bis dato verschollenen Friedrich zu suchen. Fritz kam nichts ahnend aus der Kathedrale und wunderte sich warum ich stante pede das Desinfektionsmittel (hat Mann ja für den Notfall mit) aus dem Rucksack brauchte. Jetzt weiß er auch warum. ^^
Nächstes Ziel war der Union Square. Wir spazierten gemütlich die Geary Street bis zum Union Square runter. Es ist teilweise erschreckend wie viele drogenabhängige Menschen hier auf den Straßen unterwegs sind. Es ist teilweise so arg, dass man ihnen beim Aufziehen der Spritzen zuschauen kann bzw. sie sich in aller Öffentlichkeit die Nadel setzen. Grasgeruch, also jetzt nicht das Frischgemähte, kommt hier übrigens auch aus allen Ecken. Am Union Square angekommen gab es ein Bier, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und Fritz schrieb seine Postkarten. Ich muss ja zugeben, mir ist das etwas zu retro, aber er schien dabei glücklich zu sein, als er seine Adress-Excel-Liste aus dem Smartphone zauberte und gemütlich Post nachhause schrieb. Ich erblickte ein riesiges Werbeplakat! „DESIGNER SHOE WAREHOUSE“!!! Das war ein Zeichen! Nichts wie hin! Leider habe ich kein einziges Paar gefunden für das es sich gelohnt hätte ganzen Tag eine Schuhschachtel herumzuschleppen.
So – HUNGER! Wo gemma hin mampfen? Nach ein paar Versuchen fanden wir Johns Grill! Ein super genial eingerichtetes Diner. Wir haben super gespeist, bekamen statt einem Bier einen Pinot Gris, weil sich der Kellner verhört hatte oder unsere englische Aussprache so scheiße war und als die Rechnung kam, hat es uns erst recht am Scheißer gesetzt. Haha. Man kann hier saugut essen, aber man zahlt dafür ein Vermögen. Mein neues Lieblingsessen ist jetzt trotzdem: Clam Chowder! Hätte man mir vorher gesagt was es ist, dann hätte ich es sicher nicht bestellt. Es handelt sich dabei um eine dicke, sahnige Venusmuschelsuppe die manchmal auch in Brotlaiben serviert wird. Geschmacklich aber einfach genial!
Nächste Station: Twin Peaks
Mit der Ubahn fuhren wir bis Castro und von dort mit dem Bus Nummer 37 bis Twin Peaks. Ich habe ja erst unlängst geschrieben, dass wir das Bussystem nicht kapieren und wir kapierten es auch heute nicht. Den Bus Nummer 37 fanden wir aber und weil wir uns nicht sicher waren wo wir aussteigen müssen, haben wir einen netten Herrn neben uns gefragt. Er war super ultra freundlich und hat uns gesagt, dass wir noch sitzen bleiben sollen. Kurz darauf machte er uns auf einen tollen Ausblick aufmerksam und sagte uns, dass wir in zwei Stationen raus müssen. Wir haben uns für die Freundlichkeit bedankt. Er ging sogar auf Nummer sicher und sagte dem Buschauffeur als er ausgestiegen ist, dass er uns an der richtigen Haltestelle rausschmeißen soll. 🙂 Ich finde das hier so genial – es wird einem überall geholfen und die Leute sind einfach toll.
Twin Peaks
Oh my gosh! Atemberaubend schön da oben und der beeindruckende Ausblick hat so rein gar nichts mit der Fernsehserie zu tun. Ich zeige euch einfach ein Panoramafoto in der Galerie und ihr könnt euch selber ein Bild davon machen. Nach ein paar Runden auf Twin Peaks und einer diesmal unfreiwilligen Klopause meinerseits (der Herrgott soll den Erfinder des Dixie-Klos ewig im Paradies selig haben) sind wir wieder im Castro gelandet. Nach einem Achterl Wein und einer kleinen Shoppingrunde im Harvey Milk Store, machten wir uns auf dem Weg in Richtung Hotel und der Verkäufer im Shop hat jetzt einen Ohrwurm. Nachdem wir ja aus „Vienna“ sind (der Einfachheit halber) hatte er sofort Falcos „Vienna Calling“ im Ohr und beschwerte sich, dass er diesen Ohrwurm heute nimmer los wird. Ich war stolz auf Großmeister Falco, den ich ja immer noch hochgradig verehre. 🙂
So und nachdem ich jetzt doch etwas zu ausschweifend gebloggt habe, geht es jetzt direkt ins Nachtleben. Morgen verlassen wir bereits unsere erste Station, checken hier im Hayes Valley Inn aus und holen unser Mietauto vom Flughafen. Kalifornien mach dich bereit!
Einen schönen guten Morgen allseits.
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